Waldrenaturierung und Wiederherstellung von Ökosystemleistungen nach Übernutzung und Feuer

Teilprojektleitung: Prof. Dr. Helge Walentowski (HAWK Göttingen, Deutschland); Prof. Dr. Stefan Zerbe (Uni Bozen, Italien); Dr. María F. Urretavizcaya (CIEFAP, Argentinien)

Nachdem im Rahmen der Vegetationserhebungen unterschiedliche Degradationsstadien der Wälder im Untersuchungsgebiet differenziert wurden, sollen in diesem Forschungsschwerpunkt Vorschläge für ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Waldmanagement erarbeitet werden, die sowohl das abiotische Standortspotenzial und das mögliche Baumartenspektrum berücksichtigen als auch die Bedürfnisse und Ansprüche der lokalen Bevölkerung miteinbeziehen. Die direkte Beteiligung der Akteur:innen vor Ort soll bei der Entwicklung von Renaturierungsmaßnahmen im Fokus stehen, um eine langfristige Umsetzung der Managementempfehlungen und Wiederherstellung der Funktionalität der Landschaft zu gewährleisten.

Die Identifizierung des Renaturierungspotenzials und der Renaturierungsziele basiert dabei methodisch auf der Auswertung von Satellitenbildern und thematischen Karten auf Landschaftsebene und der Erfassung von Standort, Vegetation, aktueller Nutzung und auch des traditionellen ökologischen Wissens der lokalen Bevölkerung bzw. forstlichen Praxis.

Mögliche Maßnahmen beinhalten Feuerschutzstreifen, Neupflanzungen nach Überweidung und Brand sowie die Integration von Forst- und Landwirtschaft in Agroforstsystemen. Zur Anpassung der Wälder an die sich ändernden Klima- und Landnutzungsverhältnisse ist auch die Einbringung heimischer Laubbaumarten aus wärmeren Regionen Patagoniens vorgesehen. Geplant sind u.a. Wiederaufforstungen von Brandflächen und Anreicherungspflanzungen in degradierten Wäldern mit Roble pellín (Nothofagus obliqua) und Raulí (Nothofagus alpina), sowie die Untersuchung anderer potenziell geeigneter Baumarten.

Im Fokus soll auch die autochthone Baumart Radal (Lomatia hirsuta) stehen, eine der wichtigsten Baumarten der frühen und mittleren Sukzessionsstadien der Südbuchenwälder, die insbesondere in der handwerklichen Produktion und als Medizinalpflanze eine Rolle spielt. Die Baumart wird aktuell vom pilzlichen Blatterreger Cryptosporiopsis lomati (Coelomycetes) befallen. Häufigkeit und Schweregrad des Befalls wurden bisher noch nicht untersucht.

Dieser Forschungsschwerpunkt ist federführend an der HAWK, Fakultät Ressourcenmanagement in Göttingen und der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Uni Bozen angesiedelt.

Teilprojektbearbeiterin: u.a. Natalia Zoe Joelson (PhD-Studentin)

Weitere Beteiligte: Dr. Alois Simon, Dr. Steffi Heinrichs, Dr. José Omar Bava, Dr. María Melisa Rago, Dr. Gabriel Loguercio, Carla Nowak, Gustavo Paris, Dr. Maria Belén Pildain

Publikationen

Zerbe S., Storz S.T., Leitinger G., Joelson N.Z., Bava J., Heinrichs S., Leuschner C., Loguercio G., Simon A., Urretavizcaya M.F., Walentowski H. (2023) Regeneration of Nothofagus dombeyi (Mirb.) Ørst. in little to moderately disturbed southern beech forests in the Andes of Patagonia (Argentina). Forest Ecosystems 10:100126. https://doi.org/10.1016/j.fecs.2023.100126

Kühn H., Loguercio G.A., Caselli M., Thren M. (2021) Growth and Potential of Lomatia hirsuta Forests from Stump Shoots in the Valley of El Manso/Patagonia/Argentina. Forests 12(7): 923. https://doi.org/10.3390/f12070923